Eine Villa zu besitzen – für Cyril steht das für ein besseres Leben. Doch als er von seinem hart erarbeiteten, ersten kleinen Vermögen das hinreißende Holländerhaus kauft, zerbricht seine Welt: Seine Frau erträgt den Luxus nicht und geht. Ein Schock für die beiden Kinder, und Tochter Maeve muss die Mutterrolle für ihren jüngeren Bruder Dave übernehmen. Die Geschwister werden unzertrennlich und sind eigentlich glücklich – bis Cyril wieder heiratet. Die Neue hat zwei eigene kleine Mädchen, denen sie, ganz böse Stiefmutter, das Erbe sichern will, vor allem aber das Holländerhaus ... Aus einer Geschichte, so alt wie das epische Erzählen, wird bei Ann Patchett ein facettenreicher, kluger und ganz und gar moderner Familienroman der Meisterklasse.
Ich habe vor zwei oder drei Jahren bereits "Die Taufe" von Ann Patchett gelesen, ebenfalls ein Familienroman. Ich war damals schon absolut begeistert von ihrem Schreibstil und den Geschichten, die sie erzählt! Umso mehr habe ich mich gefreut, als dann dieses Jahr ein neuer Roman erschienen ist.
"Das Holländerhaus" erzählt von eben diesem Haus, das so einige Besitzerwechsel erlebt, aber besonders auf die Geschwister Danny und Maeve eine Sogwirkung hat, weshalb sie immer wieder dorthin zurückkehren.
Aber ich fange jetzt erstmal am Anfang an:
Die Geschichte wird aus Dannys Perspektive erzählt, der ungefähr 8 Jahre alt ist, als das Buch einsetzt. Der Erzähler ist allerdings allwissend, es werden Andeutungen für die Zukunft gemacht, die mich schon zu Beginn des Romans sehr neugierig gemacht haben. Die Erzählstimme ist auch keine kindliche, sondern hat einen erwachsenen Unterton.
Innerhalb des Romans wird gelegentlich mal in der Zeit hin- und hergesprungen. Das kann den Lesefluss stören, gerade wenn es nicht durch eine Überschrift oder ähnliches angekündigt wird, hier hat es mich aber überhaupt nicht beeinträchtigt! Generell hat die Anziehungskraft des Holländerhauses auch auf mich gewirkt, ich habe das Buch innerhalb von ein paar Tagen geradezu verschlungen.
Irgendwann kommt es dann dazu, das Maeve und Danny nicht mehr in dem Haus leben. Was damit zutun hat, dass ihr Vater, nachdem ihre Mutter vor Jahren die Familie verlassen hat, eine neue Beziehung begonnen hat. Diese neue Freundin ist Mutter von zwei Mädchen und ihr Motiv ist leider, sich das Haus als Erbe für ihre Töchter zu sichern und so setzt sie alles daran, Danny und Maeve nach und nach zu vertreiben.
Das Buch erzählt die Geschichte der Geschwister über mehrere Jahrzehnte hinweg. Wir Leser erleben, wie die beiden erwachsen werden - und wie Danny jahrelang Medizin aus einem wirklich speziellen Grund studiert. Das will ich hier gar nicht verraten, aber Ann Patchett hat einen gelegentlich etwas bösen Sinn für Humor, der einen bestens unterhält 😀
Generell musste ich oft schmunzeln, diese Geschichte ist stellenweise tragisch und stellenweise auch wirklich, wirklich lustig!
Ich hätte tatsächlich gerne ein wenig aus Maeves Perspektive gelesen. Sie unterstützt ihren Bruder (meistens) bedingungslos und würde alles für ihn tun. An einigen Stellen hätte ich gerne mal einen Blick in ihre Gedanken geworfen.
Die Sogwirkung des Buches habe ich ja schon angesprochen, obwohl stellenweise gar nicht so viel passiert ist - es ist ja auch ein Familienroman und kein Thriller - hätte ich es gerne am Stück gelesen und mehr über die Familie erfahren. Gerade im letzten Drittel gab es eine sehr interessante Wendung! Da hatte ich allerdings das Gefühl, das da noch etwas Potential nach oben war bei der Umsetzung, da hatte ich mir etwas mehr von versprochen.
Aber insgesamt hat mir "Das Holländerhaus" unglaublich gut gefallen und ich bin schon gespannt auf den nächsten Roman von Ann Patchett!
Von mir bekommt dieser Roman 4,5 von 5 ❤, ich empfehle ihn definitiv weiter!
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