Montag, 29. August 2022

Lieber mit dem Kopf durch die Wand als gar kein Durchblick ~ Alexandra Potter

 Inhalt:

Nach ihrer Scheidung braucht Liv dringend einen Tapetenwechsel und zieht in ein verschlafenes Dörfchen in Yorkshire. Gegen ihre Einsamkeit will sie im Tierheim einen Welpen adoptieren. Doch ihr Blick fällt auf einen betagten Hund mit angegrauter Schnauze: Er sieht so verlassen aus, wie sie sich fühlt – sie sind füreinander bestimmt.

Adoptivhund Harry und Liv erkunden nun gemeinsam die Nachbarschaft: Da ist Valentine, ein alter, einsamer Mann, der stumm am Fenster sitzt. Stanley, der Autismus hat und sich hinter dem Gartentor versteckt. Teenager Maya, die auf alles und jeden wütend ist. Doch mit Harrys Ankunft beginnen die Dinge, sich zu ändern. Die Dorfgemeinschaft wächst wieder zusammen. Und auch Liv traut sich, ihr Herz wieder zu öffnen …

Liv steckt mitten in der Scheidung, ihr Mann hat sich in eine andere verliebt. Das Haus in London verkaufen die beiden gemeinsam, aber statt sich dann dort eine Wohnung zu suchen, beschließt sie, ihr Leben auf den Kopf zu stellen und ein Häuschen in den Yorkshire Dales zu kaufen, wo sie einen Teil ihrer Kindheit verbracht hat. Das Häuschen war ein Impulskauf und ist ein wenig baufällig, aber es ist der Tapetenwechsel, den sie dringend nötig hat. Und schließlich gibt es für alles eine Lösung, in diesem Fall ein Handwerker, der sogar ein Geist aus ihrer Vergangenheit ist ...
Erst einmal zieht bei Liv allerdings ein Hund ein - Harry. Liv war eigentlich dabei, einen Welpen zu adoptieren, hat dann aber im Büro des Tierheims einen alten, sehr zurückhaltenden Hund kennengelernt und der überraschenderweise schnell Vertrauen zu ihr fasst. Nicht so sehr, dass er ihr nicht das Auto vollkotzen würde bei der Heimfahrt, aber genug, um mit ihr mitzugehen ;)

Nach ein paar Kapiteln kommt ein Kapitel aus Stanleys Perspektive. Stanley ist ein kleiner Junge, der seine Mutter verloren hat und Autist ist und in der Nähe von Liv lebt. Eine wirkliche Verbindung gibt es zwischen den beiden zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht, ebenso verhält es sich mit Valentin. Er ist Rentner, lebt mittlerweile alleine und besucht seine Frau regelmäßig im Pflegeheim. Auch aus seiner Perspektive gibt es Kapitel und ebenso wie Stanley lernt er Liv und Harry kennen, als die beiden immer wieder an den Häusern der beiden entlang spazieren. Zu Beginn war ich etwas irritiert über die verschiedenen Perspektiven, denn es gibt auch die von Maya, 17, eine rebellische Teenagerin, der Liv Nachhilfe geben soll. Alexandra Potter hat diese sehr verschiedenen Handlungsstränge aber fantastisch miteinander verbunden und verwoben, sodass am Ende eine absolut runde Geschichte entstanden ist, die beim Lesen die unterschiedlichsten Emotionen geweckt hat und mich so gut unterhalten hat, dass ich förmlich durch die Seiten geflogen bin. ❤

Stichwort Emotionen: das Buch hangelt sich ein wenig an den sieben Phasen der Trauer entlang bzw. ist in diese eingeteilt. Allerdings haben die Phasen neue, kreative und humorvolle Bezeichnungen bekommen. Generell hat mir der trockene Humor der Autorin wunderbar gefallen und wurde auch von der Übersetzerin wunderbar eingefangen.
Eine kleine Liebesgeschichte hat sich auch entwickelt, hat die anderen Geschichten allerdings nicht überlagert und wurde aber auch von den anderen wunderbaren Charakteren nicht in den Schatten gestellt, sondern passte wunderbar zu diesem etwas verrückten Buch.
Alexandra Potter greift in diesem Buch sehr ernste Themen auf; Scheidung, Verlust, Demenz, Autismus gehören zum Beispiel dazu. Und auch wenn gewisse Szenen traurig, wütend oder melancholisch waren, hat mich dieses Buch mit einem Lächeln zurückgelassen, denn diese Geschichte versprüht eine unbändige Lebensfreude, der ihr euch beim Lesen nicht werdet entziehen können - versprochen.

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